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11.09.2024

Neue Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma: Wichtige Impulse für die physiotherapeutische Versorgung von Patient*innen mit Asthma

Mit der Veröffentlichung der neuen Version der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Asthma, Version 5, ergeben sich auch für den Bereich der Physiotherapie entscheidende Neuerungen und Anpassungen in der Behandlung von Patient*innen mit Asthma. Physio Deutschland begrüßt die Überarbeitung und sieht darin eine wichtige Grundlage für die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung dieser weitverbreiteten Erkrankung. An der Neuerstellung aktiv mitbeteiligt waren die Physiotherapeut*innen und langjährigen Mitglieder*innen bei Physio Deutschland Dorothea Pfeiffer-Kascha und Jan Kaufmann.

„Die aktualisierte Leitlinie stellt erneut die Wichtigkeit einer sektorenübergreifenden Versorgung in den Mittelpunkt. Gerade bei Asthma, das Patient*innen häufig lebenslang begleitet, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung. Die Rolle der Physiotherapie wird klar beschrieben. Sie spielt eine Rolle insbesondere bei der Vermittlung von Selbsthilfetechniken zur Reduktion von Atemnot, bei der Umschulung des Atemmusters und zur Minderung eines Sekretverhaltes, erklärt Dorothea Pfeiffer-Kascha, Physiotherapeutin, ehemalige langjährige Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Atemphysiotherapie und Mitglied bei Physio Deutschland sowie offizielle Mit-Autorin des NVL Asthma.

Die Empfehlungen zur physiotherapeutischen Behandlung von Asthma

Die Leitlinie betont besonders die Rolle der Physiotherapie in der Verbesserung der Lebensqualität von Asthma-Patient*innen und zur Symptomreduktion. Physiotherapeut*innen tragen durch gezielte Atemphysiotherapie, also Atemtechniken und spezielle Übungen dazu bei, akute Atemnot und Angst zu mindern, Atemwahrnehmung und Atemkontrolle zu verbessern, die Atemmuskulatur zu aktivieren, das häufig abweichende Atemmuster zu normalisieren und somit die Symptomlast zu reduzieren.

„Für uns als Physiotherapeut*innen ist es eine Herausforderung, dass die Leitlinie ihre Empfehlungen vorrangig mit Erkenntnissen aus systematischen Übersichtsarbeiten begründet. Demnach gibt es Hinweise darauf, dass verschiedene Maßnahmen der Atemphysiotherapie die Lebensqualität von Asthma-Patient*innen verbessern können und begleitende Hyperventilationssymptome reduzieren. „So schön die große Bandbreite an möglichen Interventionen im Rahmen der Atemphysiotherapie auch ist – für die statistische Zusammenfassung der Daten aus Einzelstudien ist sie ein Problem. Somit ist bei der Aussagesicherheit der Evidenz noch Luft nach oben“, ergänzt Jan Kaufmann, langjähriger Mandatsträger des NVL-Expertengremiums für Physio Deutschland.

Ein weiterer Aspekt der neuen Leitlinie, der für die physiotherapeutische Praxis relevant ist, betrifft die Sauerstoffzielsättigung bei akuten Asthmaanfällen. Hier hat die Leitlinie konkrete Vorgaben gemacht, die in der Notfallversorgung und im Training von Patient*innen berücksichtigt werden müssen.

Empfehlung für Patient*innen: Auf der Homepage der Deutschen Atemwegsliga gibt es die Möglichkeit für Patient*innen, sich mit einem Video über richtige Inhalationstechniken zu informieren. Dies kann eine hilfreiche Ergänzung sein, ersetzt jedoch nicht die korrekte Instruktion, ein Üben unter Aufsicht und ein angemessen engmaschiges Monitoring.

Fazit: Optimierte Versorgung durch evidenzbasierte Therapieansätze

Die neue NVL Asthma setzt einen evidenzbasierten Standard, der sowohl für Ärzt*innen als auch für Physiotherapeut*innen klare Leitlinien und Handlungs-empfehlungen gibt. Für die physiotherapeutische Versorgung bedeutet dies eine noch stärkere Integration in das Gesamtkonzept der Asthmatherapie, um den Patient*innen bestmöglich zu unterstützen. Physio Deutschland freut sich, wenn sich Physiotherapeut*innen mit den Neuerungen der Leitlinie vertraut machen und diese aktiv in ihre Behandlungsstrategien integrieren. „Die neue Leitlinie bietet uns eine fundierte Grundlage, um die Versorgung von Patient*innen mit Asthma auf einem hohen Niveau fortzuführen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken“, resümiert Jan Kaufmann.

Herausgeber, Fassungen und Dauer der Gültigkeit der aktuellen Leitlinie

Herausgeber sind die Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Kommissionen, Gesellschaften und Verbänden wie Physio Deutschland aus dem Gesundheits- und Medizinbereich. Die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma wird mit folgenden Komponenten publiziert:

  • Langfassung: Graduierte Empfehlungen und Darstellung der Evidenzgrundlage

  • Leitlinienreport mit Evidenztabellen

  • Patientenleitlinie

  • weitere Materialien wie Patientenblätter und Kurzinformationen

Alle Fassungen sind frei zugänglich über folgende Internetangebote und direkt verlinkt:

AWMF-Leitlinien-Registers

ÄZQ – Redaktion Nationale VersorgungsLeitlinien

Dauer der Gültigkeit: Die neue Leitlinie wurde am 14. August 2024 durch die Träger des NVL-Programms verabschiedet und ist bis zur nächsten Überarbeitung beziehungsweise spätestens bis zum 14. August 2029 gültig.

Für weitere Informationen und Materialien zur Leitlinie steht Physio Deutschland seinen Mitglieder*innen gerne zur Verfügung.