Tagesseminar in Bremen_ Physiotherapie bei kleinwüchsigen Menschen
Termin: 30.06.2012 von 10 bis 17:00 UhrAnmeldeschluss: 30.Mai 2012Die Teilnehmeranzahl ist auf 20 Teilnehmer begrenzt!Es sind noch ca. 10 Plätze frei.
Physiotherapie bei kleinwüchsigen Menschen mit Achondroplasie
Seminar für Physiotherapeuten
Der Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihrer Familien (BKMF) e.V. veranstaltet zum Thema Physiotherapie bei Achondroplasie ein Tagesseminar speziell für Physiotherapeuten.
Mit dieser Veranstaltung soll in Zusammenarbeit mit der erfahrenen Physiotherapeutin und Heilpraktikerin Gisela Riedel kompaktes Wissen zum Thema Physiotherapie bei Achondroplasie vermittelt werden. Dieses wird ergänzt durch ein Herausarbeiten vorrangiger Therapieziele mit individuellen Umsetzungsmöglichkeiten in den verschiedenen Altersstufen.
Die Teilnehmer dieser Veranstaltung können auf Wunsch anschließend in die Expertendatenbank des BKMF e.V. aufgenommen werden, um Kontaktdaten zukünftig an anfragende Betroffene weiterleiten zu können.
Termin: 30.06.2012 von 10 bis 17:00 Uhr
Ort: Deutschen Zentrum für Kleinwuchsfragen (DZK), Leinestr. 2, 28199 Bremen
Kursgebühr: 80,00 Euro (inkl. Tagungsgetränke und Mittagsimbiss)
Informationen und Anmeldung:
Tel.: 0421 / 336169-0; Fax: 0421/ 336169-18; E-Mail: info@bkmf.de
Ein Anmeldeformular kann auch auf www.bkmf.de heruntergeladen werden.
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In Deutschland leben etwa 100.000 kleinwüchsige Menschen. Als Kleinwuchs wird eine Körpergröße unterhalb der dritten Perzentilkurve der Körperlänge bezeichnet. Es gibt 450 Kleinwuchsformen mit einer Körpergröße von 65 bis 140 cm, die in Gruppen nach der Verursachung zusammengefasst werden. In der Gruppe der Skelettdysplasien stellt die Achondroplasie die größte Gruppe dar. Menschen mit dieser Behinderung erreichen eine Erwachsenengröße von 125 bis 135 cm.
Mit einer Prävalenz von 1:20.000 gehört die Achondroplasie zu den chronisch seltenen Erkrankungen. Sie ist eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Knorpel- und Knochengewebes.
Menschen mit Achondroplasie weisen typische morphologische Veränderungen auf. Betroffene Menschen neigen zu einem engen Foramen magnum, das besonders bei einer Anteflexion der Halswirbelsäule zu einer Kompressionssymptomatik des Rückenmarks führen kann. Der dysplastische Dens bildet bei einer Anteflexion ebenfalls eine Gefahr, da er aus dem Ligamentum transversum gleiten könnte. Die Wirbelsäule ist im thoracalen Bereich abgeflacht, bildet im thoraco-lumbalen Bereich einen Gibbus und im Lendenbereich eine Hyperlordose aus. Im Schul- und Erwachsenenalter kommt es durch eine Spinalkanalstenose leicht zu Parästhesien der Beine. In beiden Ellenbogen besteht eine Streckhemmung, die einseitig verstärkt ist. Eine Hypermobilität in den Kniegelenken wird nach der Vertikalisierung problematisch, denn das Genu recurvatum führt zu Kniebeschwerden.
Die Probleme und Auswirkungen der Achondroplasie verändern sich in den verschiedenen Altersstufen. Sind es im Säuglingsalter eher Aspekte der sensomotorischen Entwicklung, werden es im Kindergartenalter die Inklusion, Umwelt- und Umfeldbedingungen wie z.B. hohe Türklinken, Stühle und das Anders-Sein als die anderen sein. Im Schulalter können notwendige Operationen einen Einschnitt bedeuten. Im Erwachsenenalter kann die Berufswahl oder -ausübung im Vordergrund stehen.
Für betroffene Menschen gibt es keine kausale Therapie, sondern es erfolgt eine symptomatische Behandlung. Die Herausforderung für Therapeuten besteht darin, die Behandlung mit einem geringen Hintergrund- und Erfahrungswissen über die Achondroplasie zu planen. Denn bisher gibt es noch keine Untersuchungen zu geeigneten Therapiekonzepten und -methoden.
Eine individuelle Befunderhebung ist zwingend nötig, um eine gezielte Therapieplanung durchzuführen. Dabei können in diesem Fall viele Assessments nicht valide und reliabel eingesetzt werden, da sie die Besonderheiten der betroffenen Menschen nicht berücksichtigen.
In den letzten Jahren sind deswegen viele Anfragen zu Therapie oder Fortbildungen bei Achondroplasie an den Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihrer Familien (BKMF) e.V. herangetragen worden. Besonders berufserfahrene Physiotherapeuten suchen Unterstützung, da sie in der Regel keine Erfahrung mit diesem Krankheitsbild haben. Diese Lücke soll im Juni 2012 durch ein Tagesseminar geschlossen werden. Inhalt des Seminars ist eine kompakte Wissensvermittlung mit vielen Hintergrundinformationen. Herausgearbeitet werden darüber hinaus die vorrangigen Therapieziele in den verschiedenen Altersstufen und die dafür besonders geeigneten Therapiekonzepte und -methoden.
(Von Gisela Riedel, Physiotherapeutin)